Rezension

Reinterpretationen ganzer Alben sind manchmal lustig, selten sehr spannend und leider sehr oft überflüssig. Diese Adaptionen eines der größten Rock-Alben überhaupt, Pink Floyds “Dark Side Of The Moon”, fällt eindeutig in die rare zweite Kategorie! Vier der bemerkenswertesten Talente der New Yorker Jazz-Szene der 2000er hatten sich dafür zusammengetan: Sam Yahel (Hammond B-3), Gitarrist Mike Moreno, Drummer Ari Hoenig und Saxophonist Seamus Blake. Kein Mitglied des Quartetts spielt sich in den Vordergrund, stattdessen wird das Floydsche opus magnum ebenso behutsam wie radikal neu interpretiert. Die Komplexität der Songs prädestiniert sie durchaus für eine Jazz-Behandlung, doch geschieht hier viel Unerwartetes. Es sind immer wieder große Momente, wenn sich aus einer langen Improvisation, die sich nach und nach immer weiter vom eigentlichen Song entfernt hat, plötzlich wieder eines der bekannten Themen schält, sei es als Melodie oder als rhythmische Figur. Sehr faszinierend, und sogar dann musikalisch relevant, wenn man das Original gar nicht kennen sollte. Was freilich in diesem Falle wenig wahrscheinlich ist… Die Chesky-Aufnahme erfüllt selbstredend höchste audiophile Ansprüche! (2008/2023)