Wie gut, wenn ein Künstler auch nach mehr als zwei Dekaden unberechenbar bleibt. Nachdem Beth Orton sich zuletzt soweit wie überhaupt nur möglich von ihren „Folktronica“-Anfängen entfernt und dafür sogar Gitarrenunterricht bei Bert Jansch (!) genommen hatte, knallt sie uns nun ein Album vor den Latz, das vielleicht ihr radikalstes überhaupt ist. Zwar besteht es nicht nur aus Loops und Samples – „organische“ Instrumente wie Klavier oder Streicher wurden sehr kunstvoll integriert – doch die Elektronik spielt die Hauptrolle. Man hört die Einflüsse der Helden aus Ortons Highschool-Zeit: Talking Heads, Blondie, Kate Bush. Vor allem aber hört man Orton selbst, die abermals großartige Songs geschaffen hat, die man mit gleichem Recht als Elektronica, Folk oder so schlicht wie umfassend Pop bezeichnen kann. Spannend, daß sie den Umweg über die puristisch-akustische Musik des Vorgängers nehmen mußte, um dieses zu schaffen… (2016)