Rezension
Es ist natürlich im Grunde kaum möglich, von einer definitiven Miles Davis-LP zu sprechen: Bei einem, der den Jazz mehrfach revolutioniert hat, gerät man da schnell in unlösbare Konflikte. Doch auch, wenn „Birth Of The Cool“ und „Bitches Brew“ wahrscheinlich – rein musikhistorisch betrachtet – tiefere Spuren hinterlassen haben: Man wird letztlich doch immer wieder bei „Kind Of Blue“ landen. Und eigentlich nicht nur in bezug auf Miles Davis: Im Grunde ist das nämlich DIE definitive Jazzplatte überhaupt. Weil sie perfekt ist, von den Anfangsakkorden von „So What“ an. Man kann das nicht beschreiben oder rational begründen, es ist einfach so. Die unglaubliche Band aus Davis, John Coltrane, Cannonball Adderley, Bill Evans (der auch den Klappentext schrieb), Paul Chambers und Jimmy Cobb spielte die fünf Titel großenteils ungeprobt direkt ein: Miles zeigte der Band kurz das Thema, dann lief das Band. Irgendetwas muß da damals im Studio passiert sein, denn selbst für den schwindelerregend hohen Standard der Beteiligten ist „Kind Of Blue“ etwas Besonderes. Ganz ohne irgendwelche halsbrecherische Solistenleistungen: Es ist einfach die Musik an sich. Die Essenz des Jazz, wenigstens, was diese Epoche betrifft (in früheren oder späteren gibt es aber kein vergleichbares Album)… – Limitierte Coloured-Vinyl-Ausgabe (die Farbe ist leicht erratbar) mit sehr gelungenem neuen Cover-Artwork. (1959/2018)