Rezension

Noch ein „Rach 2“? Keinesfalls. Daß das Album „Tharaud Plays Rachmaninov“ überschrieben ist, bedeutet etwas. Der eigenwillige Franzose weiß auch den meistgerittensten Schlachtrössern des klassisch-romantischen Repertoires grundsätzlich Neues abzugewinnen – und das ganz ohne radikalistische Manierismen, einzig durch kluge Gestaltung und Feinsinn. Sein Rachmaninoff hat jeden Ballast über Bord geworfen, ist von verblüffender Zartheit und Sensibilität – und offenbart atemberaubende Schönheit unter den abgestreiften Hüllen. Sein Partner, der ehemalige Bolshoi-Dirigent Alexander Vedernikov, hat glücklicherweise ähnliche Ideen zur russischen Romantik – die Liverpooler spielen höchst differenziert und oft hauchzart. Ein wunderbarer Moment (den man so auf Schallplatte wohl noch nie wahrgenommen hat) ist etwa das Klarinettensolo im Adagio, fast schon allein Argument für diese weitere Einspielung…! – Die Vinylversion enthält leider nur einen Teil des Zugabenprogramms, immerhin aber dessen wohl wichtigsten Bestandteil – nämlich eine überweltlich schöne Aufnahme der „Vocalise“ mit der jungen französischen Sopranistin Sabiene Devieilhe. Sowie eine ebenfalls überragende (auf der CD nicht enthaltene!) Aufnahme des Cis-Moll-Preludes! (2016)