Rezension
Man muß hier tatsächlich ausnahmsweise mit dem Orchester beginnen: Das bekannte Klischee von den „Klavierkonzerten ohne Orchester“ wird bereits mit den ersten Takten widerlegt. Anläßlich von Chopins 150. Todestag gründete Krystian Zimerman das Polish Festival Orchestra; eigens um (nach selten intensiver Probenarbeit) damit und mit diesen beiden Konzerten im Programm auf Tournee zu gehen. Ein ungewöhnlicher und kostspieliger Aufwand, dessen Resultat diese überragende Aufnahme darstellt. Man dürfte nur schwerlich eine andere Einspielung dieser Konzerte finden mit einem derart berührenden, um nicht zu sagen aufwühlenden Orchesterpart. Hochromantisch, doch wird im Gefühlssturm keine Nuance verschwiegen oder verschlampt. Als Pianist zählte Zimerman bekanntlich schon früh zu den bedeutenden Chopin-Interpreten, zeichnete sich durch eine unnachahmlich elegante Tongebung und eine Gestaltungskunst aus, die intensive Auseinandersetzung mit der Musik und dem Komponisten verriet. In den gut 20 Jahren seit seiner berühmten Aufnahme beider Konzerte unter Carlo Maria Giulini ist er nicht stehengeblieben, sondern hat seine Werkauffassung immer wieder in Frage gestellt und überarbeitet. Das Ergebnis ist eine Aufnahme, wie es nur wenige gibt: Die dem Hörer eine vollständig neue und absolut schlüssige Werkauffassung zur Hand gibt. In diesem Falle kommt das auch einer Ehrenrettung von Chopins Ruf als Orchesterkomponist gleich… – Erstmals auf Vinyl! (1999/2016)