Rezension
Vor allem im ersten Konzert, das ja eigentlich ein Doppelkonzert für Trompete und Klavier ist, läßt sich Schostakowitschs bissiger Humor in seltener Deutlichkeit erleben. Der Komponist war zu diesem Zeitpunkt (1933) von Zensur und Denunziationen noch unbehelligt und konnte angstfrei schreiben. Thomas Rolfs (erster Trompeter der Bostoner) und Yuja Wang haben hörbar Spaß an der Aneinanderreihung von Zitaten und Parodien auf die Größen der Musikgeschichte! Das zweite Konzert hingegen könnte man als Akt des Eskapismus beschreiben: Das seinem Sohn Maxim zu dessen 19. Geburtstag gewidmete Werk ist eines der schlichtesten, zugänglichsten und unbeschwertesten unter den großen Kompositionen Schostakowitschs, das Wang und Nelsons hier mit einer dazu passenden Mischung aus Überschwang und Lyrizität wiedergeben. Die Pianistin wählte überdies noch einige Präludien und Fugen aus den Opp. 34 und 87 aus – herrliche Miniaturen, die nicht zuletzt daran erinnern, daß der Komponist seinerseits ein großes Klaviertalent gewesen war; in seinen jungen Jahren etwa ein herausragender Chopin-Interpret! (2025)