Rezension
Wer Schostakowitsch verstehen möchte, muß die Kammermusik hören: Nirgendwo sonst kann man ihm so nahekommen. Wobei das hochdramatische, fünfsätzige Quintett, fertiggestellt 1940, sogar zu seinen erfolgreichsten Werken zählt: Keine der frühen Aufführungen kam ohne Zugabe aus, bei der mindestens zwei Sätze wiederholt wurden, wenn nicht das ganze Werk. Das Schweizer Trio um den Pianisten Oliver Schnyder, verstärkt am Julia Fischer an der zweiten Violine und Bratschist Nils Mönkemeyer, legt hier eine emotional äußerst dichte und durchweg hochspannende Aufnahme dieses kammermusikalischen Hauptwerks des 20. Jahrhunderts vor – ergänzt um kaum weniger spektakuläre Interpretationen der beiden Klaviertrios: Insbesondere das zweite, komponiert 1943/44, läßt die Atmosphäre von Angst und Entsetzen über den Krieg (und die eben aufgedeckten Verbrechen der Nazis in Treblinka und Majdanek) sowie die Trauer des Komponisten über den Tod seines engen Freundes, den Musikologen Iwan Sollertinsky, sehr nachfühlbar werden… (2025)