Rezension
„Take a picture if you want me quiet“: Wer eine Version von ihr möchte, die die Klappe hält, soll man bitte ein Bild von ihr nehmen. Jamila Woods läßt sich auch auf ihrem zweiten Album nicht das Maul verbieten, schönt und verbrämt nichts, sondern teilt aus, insbesondere gegen das weiße Amerika. Aber so hart ihre Worte auch sein mögen, sie kommen nicht ohne Wärme und Süße im Ohr der Hörers an: Ob Woods‘ Stimme überhaupt aggressiv klingen kann, ist unbekannt, zumindest läßt sie es nicht zu. Und gerade dieser Gegensatz verleiht ihren Botschaften eine Schwere und einen Nachdruck, den ein finsterer Ghetto-Rapper niemals erreichen könnte. Davon abgesehen schreibt Woods im Zweifelsfall die intelligenteren Songs, hier vor allem über Leitfiguren der Black Community, von Miles Davis, Muddy Waters und Eartha Kitt über Zora Neal Hurston und James Baldwin bis Jean-Michel Basquiat. Es sind Songs an der Schnittstelle von Hip Hop, R’n’B und Soul; Songs die auch mal unerwartete Wendungen nehmen (wie das großartige Gitarrensolo in „Giovanni“) – Songs vor allem, die weite Verbreitung finden sollten. Denn Jamila Woods hat etwas zu sagen. (2019)