Rezension
Tatsächlich war Daniel Barenboim nicht der erste, der Mendelssohns lange vernachlässigten Zyklus instrumentaler „Lieder“ vollständig einspielte – sein Namensvetter Daniel Adni kam ihm um zwei Jahre zuvor, mit einer ausgesprochen schönklingenden und lyrischen Aufnahme. Barenboims Interpretation allerdings wurde schnell zur Referenz, nicht wenigen Kritikern gilt sie als seine bedeutendste Solo-Klavier-Aufnahme. Er spielt die Stücke straffer, dynamischer, auch klarer; er betont das klassizistische Element der Mendelssohnschen Musik stärker. Doch wirken die wunderbaren Melodien bei ihm nicht weniger „gesungen“! Es war jedenfalls diese Aufnahme, die diesen zwischen 1829 und 1845 komponierten, in acht Heften zu je sechs Liedern veröffentlichten (zwei davon erschienen posthum) Stücken endgültig zu dem ihnen gebührenden Platz innerhalb des Klavierrepertoires verhalf. Anläßlich des 80. Geburtstages des Pianisten gibt es sie erstmals seit 1986 wieder auf Vinyl! (1974/2022)