Rezension
Bob Dylan saß an jenem ersten Februar im Publikum; Graham Nash (mit dem Mitchell ja damals liiert war) sowieso, und sicherlich noch weitere VIPs der damaligen Songwriter-Szene. Denn die junge Frau, die da unbegleitet die renommierteste Konzerthalle des Kontinents bespielte, hatte sich durch ihr im Vorjahr erschienenes Debüt nicht nur aus dem Stand als Ausnahmetalent etabliert, sie war fortan eine Leitfigur jener Szene. Sie hatte nicht nur eine Stimme wie ein Engel, sondern auch eine entsprechende Ausstrahlung; vor allem aber einen vollkommen einzigartigen Songwriting-Stil, wobei sie verschiedenartigste Gitarrenstimmungen verwendete. Eine begnadete Dichterin war sie obendrein. In den zwei Sets jenes Abends spielte sie nicht nur die Songs jenes Debüts, sondern auch etliche, die erst auf späteren Alben erscheinen sollten, bis hin zu „Blue“. Höhepunkte dieses Mitschnitts aufzuzählen, ist fast sinnlos – das ganze Konzert ist ein einziger Gänsehautmoment. Daß zwei Songs aus einem Konzert in Kalifornien zwei Wochen später „eingeschmuggelt“ sind, muß man der historischen Korrektheit wegen erwähnen, es tut der Sache aber keinerlei Abbruch. (2021)