Rezension
Es war das Eröffnungskonzert des 1975er Jazz Festivals im nordholländischen Laren, und man darf bezweifeln, daß das Programm noch viel besser wurde – denn „The Divine“, wie Sassy bekanntlich gerne genannt wurde, war in, nun, göttlicher Form. Phantastisch ihre Phrasierungskunst, die Bandbreite ihre Möglichkeiten scheint unendlich. Gleich, ob sie aus „The Man I Love“ einen atemlosen Swing-Feger macht oder eine Ballade wie „‚Round Midnight“ auf eine Art zelebriert, daß man sich kaum zu rühren wagt: Sie ist brillant. Und dabei keineswegs eine unnahbare Diva: Nicht nur ihre Kommunikation und Interaktion mit der Band (insbesondere mit Carl Shroeder, der freilich hier auch schon seit vielen Jahren „ihr“ Pianist ist) ist stupend, sie scheint auch mit jeder Silbe ihr Publikum direkt anzusprechen, jeden einzelnen Zuschauer persönlich zu adressieren. Das ist nicht nur Jazzgesang auf dem denkbar höchsten Level, das ist ganz große Performance-Kunst. – Der niederländische Rundfunk übertrug das Konzert damals, die beteiligten Tontechniker machten einen hervorragenden Job! (2016, rec. 1975/2022)