Rezension
Es war ein erlesenes Quartett, mit dem der Trompeter am 1. Mai im legendären East Village-Jazzclub Slug’s Saloon auftrat: Am Klavier Stanley Cowell, den Baß spielte der große Cecil McBee, dazu Drummer Jimmy Hopps, damals regulär in Roland Kirks Band tätig. Mc Bee und Cowell steuerten auch beide Kompositionen bei, die meisten freilich stammen von Tolliver selbst. Vorgeführt wird ein ganz eigener Weg der Bop-Weiterentwicklung: Elegant, highly sophisticated, aber auch vollkommen organisch und umgehend schlüssig. Und wenn nicht avantgardistisch (zu melodisch), so doch durchaus visionär. Die Live-Situation erlaubt viel Raum für großartige solistische Exkursionen ebenso wie für spontane musikalische Kommunikation; diesbezüglich besonders herausragend ist das siebzehnminütige „Oriente“, die zweite Seite von Vol. 1 ausfüllend. Die beiden Live-LPs zählen fraglos zu den besten Alben dieses immer noch unterbewerteten Ausnahmemusikers, und wer die raren japanischen Versionen der Originalpressungen nicht besitzt (nein, ich habe sie auch nicht), wird sie noch nie in solcher Qualität gehört haben! (1972 & 1973/2021)