Rezension
Im August 2021 wurde Tony Bennett 95, und natürlich hört man der Stimme das Alter an. Das Swing-Gefühl des legendären Sängers und wohl letzten aktiven Vertreters der klassischen Entertainment-Schule allerdings ist vollkommen intakt, das Timing unfehlbar. Stefani Germanotta, besser bekannt als Lady Gaga, wurde in seinen späten Jahren seine Lieblingspartnerin – daß die Chemie hier besonders gut stimmte, konnte man schon auf „Duets II“ hören, ein erstes gemeinsames Album folgte 2014. Nun geht der an Alzheimer erkrankte Bennett offiziell in Rente, aber vorher wollte er noch ein letztes Album machen – wieder mit Gaga. Und die Energie, die die Sängerin da mit einbringt, trägt das Album ganz entscheidend. In Sachen Phrasierung muß sie sich vor keiner Jazz-Kollegin verstecken, aber das wußte man ja schon. Gewidmet ist das Album dem neben George Gershwin wohl bedeutendsten Komponisten des Great American Songbook, Cole Porter. Zehn seiner Klassiker haben sie ausgewählt, sechs sind Duette, je zwei singen die beiden Protagonisten allein. Und auch da zeigt Gaga ihre Souveränität im Swing-Genre: Als hätte sie nie eine andere Begleitung gehabt als eine Big Band. Für Bennett (wenn er es denn wirklich durchhält, sich zurückzuziehen) ist dieses Album jedenfalls ein mehr als würdiger Abschluß einer der längsten Karrieren der Musikgeschichte! (2021)