Rezension
Man muß kein religiöser Mensch sein, um von Kircheninnenräumen beeindruckt zu sein, insbesondere wenn man sich alleine darin aufhält, noch dazu nachts, in den Stunden nach Mitternacht. Man kann das als spirituelle Erfahrung bezeichnen oder wie auch immer anders bezeichnen. Snarky Puppy-Pianist Bill Laurance erlebte das, als er sich über mehrere Tage und Nächte quasi in der Londoner St. Faith’s Church (übrigens ein vergleichsweise nüchternes Gebäude aus den späten 1950er Jahren, dafür aber mit exzellenter Akustik) einschließen ließ, mit einem Yamaha-Flügel und einem Klavier. Laurance beschreibt die Erfahrung als ein "immer tieferes Eintauchen in die Musik", bis diese selbst die Führung übernahm und ihm sagte, was er zu spielen habe. Auf diesem – übrigens erstaunlich abwechslungsreichen – Solo-Piano-Album kann man, wenn man die Augen schließt, teilhaben an dieser Erfahrung. Musik von verblüffender Direktheit und Unmittelbarkeit. (2025)