Rezension

Natürlich, nach fünf vorangegangenen Alben weiß man wohl inzwischen um Josh Tilmans Genie in Sachen Pop. Aber das wußte man bei anderen Größen der Popgeschichte von den Beatles über Harry Nilsson und ELO bis XTC wohl auch nach ein paar Alben – und war doch immer wieder beeindruckt ob des nächsten Meisterwerks. So auch hier. Der über neunminütige Titelsong, den George Harrison um 1970 sicher gerne geschrieben hätte, überwältigt als Einstieg. Doch schon im anschließenden „She Cleans Up“ werden ganz andere Saiten aufgezogen. Überlebensgroßen Pop gibt es immer wieder, aber Tilman überzeugt auch mit schwülem Funk oder auf jazznahem Terrain, herrlich auch der Disco-Ausflug „I Guess Time Just Makes Fools Of Us All“. Bei „Mental Health“ ist er dann mal wieder ganz nah an Nilsson, und man möchte ihn anbeten dafür. Den Vorwurf des Epigonentums wird Tilman sich wohl gefallen lassen müssen – doch wer die Vorbilder eben nicht nur nachahmt, sondern (mindestens) mit ihnen gleichzieht, hat das jedes Recht dazu. (2024)