Rezension
Manch ein junger Soul- und Funk-Star dürfte vor Neid blaß geworden sein, als Herbie Hancock 1975 mit diesem Groove-Monster herauskam. Daß er das konnte, hatte er zwar schon mit den vorangegangenen Alben (besonders natürlich dem 1973er „Head Hunters“) bewiesen, aber mehr Funk als hier war nie auf einem Hancock-Album. Mit kopflastigem Fusion hat diese Musik nichts gemein: Der Opener „Hang Up Your Hang Ups“ geht direkt in die Beine, und der Bewegungsdrang bleibt bis zur letzten Rille bestehen (selbst bei den langsameren Tracks). Trotzdem ist das, was sich über dem pulsierenden Beat so tut, alles andere als banal… Wesentlichen Anteil am Gelingen hatte (neben den Drummern Mike Clark, Harvey Mason und James Gadson sowie den Bassisten Paul Jackson, Louis Johnson und Henry Davis vor allem Göttergitarrist „Wah-Wah“ Watson, dessen Licks hier das sprichwörtliche Salz in der Suppe sind. Hancock selbst steuert wabernde Synthesizer-Flächen und soulige Läufe auf dem Rhodes-Piano bei, in der hochkarätigen Bläser-Mannschaft finden sich u.a. Namen wie Wayne Shorter oder Bernie Maupin (dessen Bassklarinette ein nicht unwesentlicher Baustein des Miles Davis-Schlüsselalbums „Bitches Brew“ gewesen war) – und Stevie Wonder an der chromatischen Mundharmonika! Speakers Corner bringt den Klassiker in gewohnter Spitzenqualität im ihm einzig angemessenen Tonträgerformat zurück. (1975/2013, Pressung aktuell)