Hasaan Ibn Ali

Metaphysics – The Lost Atlantic Album

Label/AN:  Omnivore Recordings, OVLP411
Format:  2 LP

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Rezension

Der 1931 als William Henry Langford geborene Pianist ist wohl eine der enigmatischsten Figuren der Jazzgeschichte, und vermutlich ihr am spärlichsten dokumentierter Großkünstler. Nur ein einziges Album war bislang überliefert: „The Max Roach Trio Featuring The Legendary Hasaan“, aus dem Jahre 1964. Legendär war Hasaan freilich nur unter Musikerkollegen; der Einfluß, den sein visionäres Harmoniedenken etwa auf John Coltrane gehabt hatte, ist kaum einschätzbar. Roach nutzte damals seinen Einfluß bei Atlantic Records, um dem bei einem breiteren Publikum gänzlich unbekannten Meister einen Studiotermin zu verschaffen. Tatsächlich gab es eine zweite Session, ein Jahr später, ohne den namhaften Drummer, mit Hasaans eigenem Quartett, die aber unveröffentlicht geblieben war (angeblich, weil der Pianist um diese Zeit wegen einer Drogensache mit dem Gesetz in Konflikt geraten war; wahrscheinlicher sind schlicht kommerzielle Erwägungen). Als 1978 bei einem Lagerhausbrand ein Teil des Atlantic-Archivs vernichtet wurde, schwand jede Hoffnung, das Material jemals zu hören – doch unlängst wurde eine Bandkopie entdeckt, immerhin sieben der acht damals aufgenommenen Tracks enthaltend, die nun beim Schatzgräber-Label Omnivore veröffentlicht wurde. Das Instrument ist offenbar derselbe ramponierte Kasten wie bei der Session mit Roach, doch Hasaan entlockt ihm Unglaubliches. Vergleichbar allenfalls mit Monk, aber noch deutlich „weiter draußen“ sind seine Kompositionen wie sein Spiel. Kongenialer Partner ist Saxophonist Odean Pope, einer der wenigen Musiker, die dauerhaft mit Hasaans schwierigem Charakter umgehen konnten. Was man auf diesem Album hört, ist wegweisender Jazz: Die Liga von Alben wie „Kind Of Blue“, „Giant Steps“ oder „Mingus Ah Um“. Daß man diese Musik nach fünfeinhalb Dekaden nun doch noch hören und erfahren darf, ist schlicht eine Sensation. Dem 1980 in bitterer Armut ohne festen Wohnsitz verstorbenen Genie nützt das freilich nichts mehr. (2021, rec. 1965)

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