Rezension

Jim White-Songs erinnern oft an die absurden Maschinen des (in Europa leider wenig bekannten) Comic-Künstlers Rube Goldberg (1883-1970): Absurd erscheinende, aber perfekt ausgeklügelte Kettenreaktionen; ein Schritt führt zum anderen, doch was am Ende herauskommt, hat damit, wie die Sache begonnen hatte, oft nur wenig gemein. Blues, Country, Tin Pan Alley, Vaudeville, Oldtime Jazz, Big Band Swing und durchaus auch handfester Rock’n’Roll, alles ist möglich in Whites umfassendem Americana-Konzept, das bei aller Weirdness immer wieder erstaunlich schlüssig klingt. Bevölkert sind Whites Songs von den unterschiedlichsten Charakteren; alte Präsidenten, Sigmund Freud, Walt Disney und Jesus gehören ebenso zur Besetzung wie der klassische Verlierer des amerikanischen Traums. Auf „Misfit’s Jubilee“ zeigt White sich aber nicht nur als genialischer Poet und mit allen Wassern gewaschener Kenner der amerikanischen Musikgeschichte, sondern vor allem auch als höchst einfallsreicher Melodiker: So schillernd und abwechslungsreich diese Songs sind, sie stecken voller erstaunlicher Hooklines. Man hat lange Freude an diesem Album. (2020)