Rezension
Der ältere Bruder des weit bekannter gewordenen Pianisten Kenny ist immer noch einer der unterschätztesten Musiker des Bop, ein vollkommen originärer Stilist und melodischer Innovator auf dem Tenorsax. Das im Juni 1961 aufgenommene Savoy-Album „Modern Windows“ ist vielleicht das bedeutendste Zeugnis seines Genies in der betrüblich schmalen Solodiskographie. Zumal auch von Barrons überragenden Soli (und seinem kompositorischen Talent!) abgesehen die Besetzung fabelhaft ist: Trompeter Ted Curson und Jay Cameron am Bariton hatten Barrons Vision offenbar vollständig erfaßt; ebenso wie Eddie Kahn am Bass und der vermutlich ohnedies geistesverwandte Drummer Pete La Roca; am Klavier saß Bruder Kenny. Vor allem die titelgebende viersätzige und seitenfüllende Suite ist absolut spektakulär, ein Großwerk von ellingtonischem Rang und mit kaum etwas in dieser Zeit wirklich vergleichbar. – Das Album gab es seit Jahrzehnten nicht auf Vinyl. (1962/2024)