Rezension
Auch dieser bedeutende Mitgestalter der Jazz-Gegenwart veröffentlichte sein Debüt beim spanischen Fresh Sound-Label in dessen “New Talent”-Reihe – das Gespür der Firma für Großtalente ist bemerkenswert. Der hier gerade 24jährige Pianist bewegt sich auf diesem Album noch in vergleichsweise klassischen Modern Jazz-Gewässern; die Grenzüberschreitungen, für die sein Name heute steht, werden allenfalls angedeutet. Die klassische Trio-Besetzung (Bob Hurst am Bass; Damion Reid am Schlagzeug) wird bei einigen Tracks erweitert durch Ausnahme-Sänger Bilal (die eröffnende “Maiden Voyage”-Version und Glaspers eigenes “Don’t Close Your Eyes”), Gitarrist Mike Moreno und die Saxophonisten John Ellis und Marcus Strickland. Es ist aber natürlich Glaspers sagenhaft ideenreiches Klavierspiel, das dieses Album prägt – und jeder, der es damals hörte, mußte dem Mann eine große Zukunft voraussagen. Allein, was hier mit dem alten Irving Berlin-Standard “Blue Skies” geschieht, kann man nur als schwindelerregend bezeichnen: Wie Glasper die melodischen und rhythmischen Bausteine des Songs von Anfang an immer wieder zerlegt und neu zusammensetzt, teils mit einer an barocke Fugentechnik erinnernde Polyphonie und Kontrapunktik, ist immer wieder aufs Neue so verblüffend wie begeisternd. Wobei die Art, wie Glasper hier mit seinem Instrument verschmilzt, auf gewisse Weise auch an den jungen Keith Jarrett erinnert… Eine der essentiellen Trio-LPs der letzten beiden Dekaden, erstmals auf Vinyl! (2004/2018)