Rezension
Das aus drei Venezolanern, einem Argentinier und einem Waliser bestehende Ensemble mit Sitz in London wurde mit dem Ziel gegründet, die vielfältige und farbenprächtige Kammermusik des südamerikanischen Kontinents aufzuführen – eine Musik, bei der die sogenannte Alte Welt einigen Nachholbedarf hat. Weltbekannt wurde das Quintett durch eine gemeinsame Tournee und CD-Produktion mit dem Startenor Rolando Villazón, und bei den Aufnahmen zu eben jenem Album lernte Tonmeister Rainer Maillard die Musiker kennen – und überredete sie zu einer Aufnahme für sein Label (wobei er ihnen erst einmal erklären mußte, was ein Direktschnitt ist). Diese nahmen das Wagnis an und entschieden sich für ein Programm aus sieben Tangos ihres gemeinsamen großen Vorbilds Astor Piazzolla. Nach zwei Tagen intensiven Probens und einem weiteren nur für die optimale Mikrophonaufstellung war es am 17. Januar 2012 dann soweit – wobei man sich spontan dazu entschloß, noch ein paar Freunde und Kollegen als Publikum einzuladen, um die Live-Atmosphäre noch zu intensivieren. In dem Wissen, daß wirklich nichts anschließend nachgebessert werden würde, gaben die Bolívar Soloists buchstäblich alles – und man kann sich vorstellen, wie Musiker und Techniker sich nach Aufnahme der letzten Lackfolie (insgesamt wurden fünf angefertigt) in den Armen lagen. Violinist Juan Manuel González äußerte spontan, in seinem ganzen Leben noch nie so gut gespielt zu haben. Das Ergebnis ist auch in jeder Beziehung eine besondere Veröffentlichung… (2012)