Seinen erstaunlichen Lauf der letzten Jahre und Alben setzt Weller hier ungebremst fort. Diesmal wieder mehr in Richtung Soul. Wobei schnell auffällt, daß es ihm hier nicht nur um die klassischen Aspekte geht, um Stax und Motown also und deren Fortsetzungen in den 70ern und 80ern, sondern auch um Modernität. Und das bringt er sehr souverän unter einen Hut, die elektronischen Elemente sind sicher eingebettet in die durchaus üppigen, aber niemals überladenen Arrangements. Vor allem aber sind es die Melodien, die frappieren: Die Anzahl von Künstlern, die mit über 60 noch in solch hoher Frequenz Alben veröffentlichen, die derart prall gefüllt sind mit Hooklines, ist doch recht überschaubar. Weller scheint sie derzeit buchstäblich aus dem Ärmel zu schütteln. Wie tragfähig sie sind, zeigt sich in den drei „Langstrecken“ des Albums, dem Opener „Mirror Ball“, „More“ und dem Titelsong mit je um die sieben Minuten Spielzeit: Keiner ist auch nur eine Sekunde zu lang, im Gegenteil. (2020)