Rezension
Schön, wenn der Inhalt eines Albums so schön zum Cover passt. Die Stimmung (und die Stille!), die dieses offenbar gänzlich unbewohnte Gebirgsmassiv ausstrahlt – man findet in sie in diesen zehn Song wieder. Und man würde ja am liebsten ja gleich wieder alle Skandinavien-Klischees auspacken von Melancholie und Melodieverliebtheit, aber The Late Call sind gar nicht echt: Der Mann, der hinter dem Moniker steckt und vor Jahren nach Stockholm zog, trägt den wenig schwedischen Namen Johannes Mayer und wuchs im beschaulichen Münster auf. Es ist sein drittes Album; nach den ersten beiden kurz aufeinanderfolgenden ließ er sich diesmal zwei Jahre Zeit. In denen hat er sich deutlich weiterentwickelt, an Coldplay (die frühen!) erinnert kaum noch mehr als die Stimme. Dafür ist der Nick Drake-Anteil gestiegen, und man würde sich ein ähnlich adäquat arrangiertes Werk von dem tragischen britischen Meister wünschen: Mit dieser schwebend leichten Akustikgitarre, dem sanften Schlagzeug, den sparsamen, aber sehr effektiven Streichern, den vereinzelten glasklaren Tönen der Elektrischen. Zutaten, mit denen man auch ohne wiedererkennbare Songs zumindest ein angenehmes Album aufnehmen könnte, aber hier folgt auch noch eine sofort eingängige und überzeugende Melodie auf die nächste. Solche Platten machen glücklich. (2012)