Rezension
Man darf sagen, daß dies Frahms erstes authentisches Live-Album ist, denn es ist das erste, das auf einem einzigen Konzert basiert. Es fand im März 2023 in der Philharmonie de Paris statt, vor 2000 Menschen, die offenbar allesamt kaum zu atmen wagten: Nicht nur während des immerhin zwölfminütigen „Prolog“ für Glasharfe und Harmonium hätte man eine Stecknadel fallen hören. Frahm verschmolz nicht nur auf seine einzigartige Art akustische und elektronische Instrumente so, daß man die Nahtstellen nicht benennen kann, auch die Übergänge zwischen den Stücken sind oft kaum auszumachen. Was umso bemerkenswerter ist, als daß das Programm zu etwa gleichen Teilen aus jüngeren und älteren Kompositionen besteht. Wobei sich Frahm nie buchstabengetreu an die Originalversionen hält; Improvisation und Zufall sind feste Bestandteile seines künstlerischen Konzeptes. Dem man auf Schallplatte vielleicht noch nie so nahe kam wie hier: Wer die spannende Welt dieses musikalischen Grenzgängers bislang noch nicht betreten hat, findet hier einen idealen Einstieg. Für langjährige Fans ist das Album natürlich nicht weniger ergiebig. (2024)