Nicht nur in London zeigt sich, wie stark die aktuelle britische Jazz-Szene ist. In Bristol, Manchester, Birmingham und Cardiff tut sich ebenfalls eine ganze Menge, und die Pianistin und Komponistin Rebecca Nash hat beste Kontake zu den lokalen Szenen und ihre Band Atlas mit einigen ihrer jeweils besten Vertreter bestückt – etwa Trompeter Nick Malcolm oder Gitarrist Thomas Seminar Ford, was schon mal zwei Namen sind, die man sich merken sollte. Nashs Jazz-Begriff ist umfassend – der Songwriting-Stil einer Joni Mitchell (einige Tracks sind mit Gesang, Sängerin Sara Colman stammt aus Birmingham) hat da ebenso seinen Platz wie vom großartigen Schlagzeuger Matt Fisher akustisch umgesetzte Drum’n’Bass-Beats oder Anklänge an den Trip Hop der 90er (dessen Hochzeit Nash als Teenager in Bristol hautnah miterlebte). Die Mixtur aus akustischem und elektrischem/elektronischem Jazz paßt in keine Schublade, ist aber alles andere als unzugänglich und steckt voller faszinierender Details. Vor allem macht es Freude, diesen exzellenten, doch außerhalb iher Heimatstädte weitgehend unbekannten Musikern zuzuhören – vom einen oder anderen wird man nun hoffentlich in absehbarer Zeit mehr hören… (2019)