Der kanadische Saxophonist und Komponist ist dafür bekannt, mit Besetzungen und Formen zu experimentieren, die man eher aus der klassischen Musik kennt, damit dem einst von Gunther Schuller postulierten „Third Stream“ folgend. Auf diesem Album sind es ein dreisätziges Violinkonzert (mit der hervorragenden Geigerin Nathalie Bonin, die schon zuvor mit Nachoff arbeitete) und ein Streichquartett, eingespielt von dem auf zeitgenössische Musik spezialisierten Molinari String Quartet. Man denkt dabei vielleicht gelegentlich an die lange zurückliegenden Jazz-Experimente Igor Strawinskys (manche Klangfarben sind durchaus verwandt), aber zum einen hat Nachoff natürlich Zugriff auf ein Jahrhundert (und was für eines) Musikgeschichte zusätzlich – zum anderen klingt sein Entwurf um ein Vielfaches elastischer! Insbesondere das Violinkonzert zeigt nicht nur kompositorische Meisterschaft, sondern besticht bei aller Komplexität auch durch sehr körperlichen Swing. Hochspannende, trotz der historischen Vorbilder unbedingt innovative, großartige Musik! (2020)