Rezension
Man muß sich vor Augen halten, daß die Musikwelt in Sachen Chopin 1976 immer noch absolut von Arthur Rubinstein dominiert wurde: Eine diesbezüglich unangreifbare Koryphäe. Dennoch wagte der selbstbewußte Italiener, mehr als ein halbes Jahrhundert jünger, mit seinen Chopin-Aufnahmen einen Gegenentwurf, der am deutlichsten wahrscheinlich in seiner Interpretation der Polonaisen zu Tage tritt: Sein Chopin tritt mit verblüffender Entschlossenheit auf, selbst in den sensibelsten Momenten, in denen Pollini die Tasten kaum zu berühren scheint, drängt die Musik nach vorne. Man möchte sich wahrhaftig nicht entscheiden müssen zwischen der bestechenden Eleganz des Altmeisters und Pollinis Neudefinition – aber man würde gerne den Komponisten um seine Meinung fragen… – Die Neuausgabe profitiert nicht nur von Rainer Maillards neuem Mastering, sondern auch vom Umschnitt auf 45 UPM! (1976/2025)