Rezension
„Mercy“, die Wiederaufnahme der Diskographie nach sieben Jahren ohne Album, klang nicht nach einem Abschied – das nun überraschend schnell kommende Nachfolgewerk tut es noch weniger. Der Stimme mag man die 82 Jahre anhören, die Musik indes klingt nach vielem, nur nicht nach Alterswerk. Cale spielt mit Sounds wie ein junger Gott, die Ideen fliegen ihm zu, seine POPtischen Täuschungen können manchen Jungelektroniker blaß aussehen lassen. Aber was soll man sich wundern, der Mann war schon Avantgardist, bevor er mit Lou Reed The Velvet Underground gegründet hatte, und seither wurde er niemals müde, Popmusik neu zu erfinden oder mit ihrer Vergangenheit in einer Art zu spielen, wie nur wenige es jemals konnten. Wen er alles beeinflußt hat, dürfte sich kaum erfassen lassen, zu vielfältig ist sein Schaffen. Man spürt in diesem schillernden Großwerk dann übrigens doch eine Tiefe und Weisheit, die jüngeren Kollegen zwangsweise abgeht. Also vielleicht doch ein Alterswerk. Aber ganz gewiß keines, das zurückschaut. (2024)