Rezension
Für Charles Mingus – wie für viele Musiker seiner Generation – ließ sich die Jazz-Geschichte teilen in eine Zeit vor Charlie Parker und eine danach. Auf diesem vergleichsweise wenig bekannten Album aus dem Jahre 1961 kehrte er in die Zeit davor zurück. Bedeutend ist die LP aus verschiedenen Gründen: Etwa, weil neben Billy Strayhorns „Take The ‚A‘ Train“ und Ellingtons „Do Nothin‘ Till You Hear From Me“ sechs sehr frühe Mingus-Kompositionen aus den 1940ern zu hören sind, die jener geschrieben hatte, eben bevor er zum ersten Male Parker gehört hatte. Auch, weil dieses Album mit seinen großen Besetzungen (Tentett und 25köpfige Big Band!) den genialen Arrangeur Mingus herausstellt wie wenige andere. Und nicht zuletzt aufgrund der selbstverständlich grandiosen Besetzung – wir begegnen hier u.a. Eric Dolphy, Paul Bley, Booker Ervin, Yusef Lateef, Jimmy Knepper, Marcus Belgrave und Clark Terry! In den 70ern gab es mal eine Japan-Pressung, ansonsten ist dies tatsächlich die erste HQ-Ausgabe dieses Albums. (1961/2023)