Rezension
Ein Porträt einer Gattung: Zu Bachs Zeiten war das Präludium zwar grundsätzlich wirklich noch ein „Vorspiel“ und trat nur in Verbindung mit anderen Gattungen auf, dennoch waren Bachs Präludien bereits eigenständige Kunstwerke; das C-Dur-Präludium als einem der berühmtesten von allen ist hier denn auch vertreten. Frédéric Chopin war es dann, der das Präludium oder Prélude „befreite“ und es in den Rang eines Charakterstückes beförderte – sein Opus 28 ist vollständig vertreten und füllt die zweite LP aus; zwei weitere (darunter das Cis-Moll-Prélude Op. 45) finden sich zusätzlich im gemischten Programm der ersten LP: Ein äußerst spannendes Recital, das neben Bach und Chopin auch Gattungsbeiträge von Rachmaninoff sowie mit Olivier Messiaen und Henryk Górecki auch solche des 20. Jahrhunderts enthält. Der kanadische Pianist beweist dabei nicht nur größtes musikalisches Einfühlungsvermögen in sehr verschiedene ästhetische Welten – auch die Zusammenstellung ist wohl durchdacht! (2025)