Vor 20 Jahren hatten Guy-Manuel de Homem-Christo und Thomas Bangalter Daft Punk gegründet – die Diskographie ist dennoch kurz: Drei Studio-Alben, ein Soundtrack, zwei Live-Alben. Jetzt ist es endlich wieder soweit, und diesmal ist den beiden ein Wurf gelungen, der ähnliche Wellen schlägt wie weiland das Debüt „Homework“. „Random Access Memories“ ist dabei gleichzeitig eine Hommage an die Dance Music -Kultur seit den 70ern wie eine Geschichte derselben. Das Erstaunlichste vielleicht: Daft Punk, die Roboter-affinste Band seit Kraftwerk, verzichteten auf sämtliche Computertricks und nahmen das gesamte Album auf herkömmliche Art auf. Man hört es sofort: So warm klang kein Daft Punk-Werk zuvor. Die Perfektion, mit der die beiden DJs dabei zu Werke gingen (mithilfe einer ganzen Armee von Gastmusikern), läßt an die ambitionierten Alben von Alan Parsons oder Steely Dan denken. Der Auswahl der Gäste liegt übrigens weniger kalkuliertes Marketing zugrunde, sondern sie zeigt sehr deutlich, worum es Daft Punk bei diesem Album ging: Vergangenheit und Gegenwart von Tanzmusik zum einen, die eigenen Einflüsse zum anderen. Da sind etwa die Disco-Pioniere Giorgio Moroder (mit einem epischen Neun-Minuten-Track) und Nile Rodgers (Chic), da sind Zeitgenossen wie Pharrell Williams (Neptunes) und Todd Edwards, deren Arbeiten die 90er und 2000er ganz entscheidend prägten, da sind aber auch auf den ersten Blick überraschende Namen wie Animal Collectives Panda Bear, Keyboard-Chamäleon Gonzalez oder Strokes-Sänger Julian Casablancas. Und auf dem besonders wunderbaren „Touch“ singt dann plötzlich Songwriter-Veteran Paul Williams! Daft Punk haben aus solchen Puzzle-Stücken ein faszinierendes Album erschaffen, das gleichzeitig hemmungslos nostalgisch ist und doch klingt wie nichts zuvor, das auf die Tanzfläche ruft, aber weit mehr bietet als bloßen Groove. Hätten Pink Floyd je ein Dance-Album aufgenommen – so in etwa hätte es geklungen…! (2013, Pressung aktuell)