Rezension
Man wird sich kaum wundern, wenn das vierte Album dieser vermutlich einzigen international bekannten Band des Libanon signifikant lauter und wütender klingt als die bisherigen Meisterwerke zwischen Dream Pop und Shoegaze: Das Leben in Beirut ist in letzter Zeit nicht leichter und angenehmer geworden. Schon der erste Akkord schreit die Wut heraus, mehr Grunge war nie auf einem Postcards-Album. Man denkt nicht selten an die Intensität früher PJ Harvey-Alben. Und doch sind da immer noch die Melodien, die melancholischen Momente, in denen die Band um Sängerin Julia Sabra dann wieder an die unvergessenen Mazzy Star erinnert. Ein negatives Album ist dies im Übrigen keineswegs: Bei aller Frustration schimmert immer auch die Liebe zu ihrer gebeutelten Heimat durch. Insofern ist „Ripe“ auch ein Denkmal für die Unbeugsamkeit, das Weitermachen auch unter widrigsten Bedingungen. Es spiegelt sich in der rauhen Schönheit dieser Songs. (2025)