Rezension

Es gab bereits ein Artwork und eine Katalognummer, doch wollte man noch ein paar Monate verstreichen lassen nach dem gerade erst erschienenen, fünf Wochen früher aufgenommenen „Let Me Tell You ‚Bout It“. Doch in diesem Zeitraum setzte sich Leo Parker, Bebop-Pionier, mit 36 Jahren den Goldenen Schuß. Das Album wanderte ins Archiv, kam erst 1980 wieder ans Licht und wurde dann 1986 endlich auch mit dem Originalcover veröffentlicht. Leo Parker, Jahrgang 2025, hatte eigentlich Altsaxophon gelernt; als er dann mit gerade 18 in Billy Ecksteins Band einstieg, ging er gleich zwei Etagen tiefer – und war damit der erste Baritonsaxophonist des Bebop. Man zählte ihn (mit den Kollegen Dexter Gordon, Sonny Stitt und Gene Ammons) außerdem zu den „Unholy Four“ der Gattung. Drogenprobleme zogen ihn für fast die ganzen 1950er aus dem Verkehr, 1961 feierte er dann ein Comeback auf Blue Note – wie gesagt nur von tragisch kurzer Dauer. Die beiden damals entstandenen LPs zeugen davon, daß trotz der desaströsen Dekade, die hinter ihm lag, sein großer, muskulöser, dabei doch bluesig-lyrischer Ton vollkommen in Takt war. Höhepunkt dieses in zwei Sessions im Oktober 1961 aufgenommenen Albums ist das treffend überschriebene „Talkin‘ The Blues“, in dem man wirklich das Gefühl bekommt, daß Parkers Saxophon direkt zu einem spricht. Was dieser hochtalentierte Musiker noch alles hätte sagen können, bleibt für immer verborgen. (1961/2025)