Rezension
Posaune, Kontrabass und Vibraphon: Keine alltägliche Konstellation. Und auch kein alltägliches Konzert, sondern ein tatsächlich absolut einmaliges. Es war der letzte Tag des Jazz Baltica Festivals 2005, der Ort: eine Bühnen/Pavillon-artige Installation der Künstler Ilya Kabakov und Vladimir Tarasov, auf dem Wasser liegend und über einen Steg erreichbar; die Zeit: Fünf Uhr morgens. Der Beginn fand mit entsprechend wenigen Zuhörern statt, wer allerdings nicht nur zugegen war, sondern sich auch rege an dem kammermusikalischen Gedankenaustausch der drei Musiker beteiligte, waren eine ganze Menge Singvögel. Die Veröffentlichung dieser wunderbaren Aufnahme, in der Musik und Natur zusammenkommen wie nur höchst selten, war eines der außergewöhnlichsten Jazz-Alben des Jahres 2006, sie wurde mit euphorischen Kritiken geradezu überschüttet, und heute noch muß man sich als Hörer feuchter Augen nicht schämen: Diese Musik berührt zutiefst. Fast zwanzig Jahre dauerte es bis zu dieser Vinylveröffentlichung – die man auf gar keinen Fall verpassen sollte, selbst in dem unwahrscheinlichen Fall, daß man dieses Jahr eigentlich keine Platte mehr kaufen wollte: Schlicht ein Traumalbum. (2006/2023)