Jon Hassell

Seeing Through Sound – Pentimento Vol. 2

Label/AN:  Ndeya , NDEYA7LP
Format:  LP + Download

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Rezension

Selbst im Jazz sind Musiker, die Zeit ihres Lebens aktuelle Entwicklungen neugierig beobachten und absorbieren, wenn nicht weiterdenken, eine Seltenheit. Wobei natürlich zu diskutieren wäre, ob das, was der 1937 geborene Trompeter macht, überhaupt Jazz ist oder etwas ganz anderes. Hassell hatte in seinem langen Leben immer wieder eng mit „tonangebenden“ Musikern zusammengearbeitet: Terry Riley, Brian Eno, die Talking Heads, Peter Gabriel, David Sylvian, um nur einige zu nennen. Das aktuelle Album (direkte Fortsetzung des beeindruckenden „Listening To Pictures“ von 2018) ist abermals geeignet, die junge Elektroniker-Generation das Fürchten zu lehren – Hassell führt die hohe Kunst der Sampling-Technik vor, als hätte er sie erfunden (man darf davon ausgehen, daß er zumindest zu den Ersten gehörte, die sie als Kunstform wahrnahmen und ihre Möglichkeiten begriffen); und sie klingt bei ihm organischer als irgendwo sonst (was sicherlich an den Jahrzehnten musikalischer Erfahrung liegt, die er den jungen Kollegen voraus hat). Mit dabei hat er eine Mannschaft aus ähnlich aufgeschlossenen Meistern, etwa die Gitarristen Rick Cox und Eivind Aarset oder die Avantgarde-Geiger Hugh Marsh und Kheir Edine M’Kachiche, dazu Ralph Cumbers, den man eher unter dem Moniker Bass Clef kennt, am Schlagzeug. Man könnte sich vorstellen, daß Miles Davis heute solche Musik machen würde, wäre er noch am Leben. Das Holz, aus dem der elf Jahre jüngere Hassell geschnitzt ist, dürfte vom selben Baum stammen. (2020)

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