Rezension
Es ist kein Geheimnis, daß man sich als Indie-Musiker heute kaum noch über Wasser halten kann, wenn man nicht das ganze Jahr auf Tour sein will. Auch dann nicht, wenn man zweimal den Juno-Award für das Folk Album of the Year kassiert hat. Chris Luedecke hing daher seine Karriere als Old Man Luedecke bis auf weiteres an den Nagel und verdingte sich auf einem Muschelkutter. Das Songschreiben konnte er aber doch nicht lassen, und schließlich bewog ihn das gute Zureden eines Freundes, es doch noch einmal mit der Musik zu versuchen. Unter neuen Vorzeichen allerdings. Das Banjo, bislang Luedeckes Markenzeichen, spielt keine Hauptrolle mehr – die Songs und Arrangements sind ausgesprochen vielfältig und reichen von dreckigem, an R.L. Burnside erinnernden Blues über fließenden Folk Pop bis zu einem seltsamen Elektro-Country-Funk, bei dem man u.a. etwa an Beck denken kann. Wobei Luedecke die Weirdness mit seinem sanften Bariton konterkariert. Ein so spannender wie höchst unterhaltsamer Neuanfang. (2024)