Rezension
Ein selbstbetiteltes Album nach drei Dekaden aktiver Karriere – man darf davon ausgehen, daß es ein besonderes ist. Dabei entstand es quasi als „Nebenprodukt“, im Rahmen der Arbeiten an einem (bislang noch nicht veröffentlichten) Film, in dem Lynne eine desillusionierte Songwriterin spielt, die zwischen kommerziellen Anforderungen und ihrer eigenen Kreativität aufgerieben wird. Regisseurin Cynthia Mort steuerte zu einigen dieser Songs die Texte bei; die Instrumente spielte Lynne fast alle selbst, nur für die Tasten holte sie sich Unterstützung, etwa bei Billy Mitchell, Ed Roth und Benmont Tench. Zu sparsamen Arrangements singt Lynne diese so intimen wie emotional starken Songs, die einen erstaunlich hohen Soul- und Gospel-Anteil aufweisen (ein Grund für ihre Kraft, vielleicht). Lynnes Diskographie enthält bereits zu viele sehr meisterliche Alben, als daß man sich trauen würde, hier von ihrem besten zu sprechen – aber diskutabel wäre die Behauptung allemal. Sehr groß. (2020)