Rezension
Der Rekordpreis für eine sehr gut erhaltene Erstpressung liegt bei 7.500 Britischen Pfund – das nur vorangeschickt. Daß dies eine der teuersten LPs im ganzen EMI-Katalog ist, liegt nicht nur an der Seltenheit der LP. Sondern auch an der unfaßbar schönen Musik, die darauf zu finden ist. Zwei barocke Sonaten (von Jean-Marie Leclair und Georg Philipp Telemann) und ein hier noch vergleichsweise junges Werk von der belgischen Violinlegende Eugène Ysaÿe bilden das Programm; allesamt Werke, die man im Konzert kaum bis nie hört, zumal in normalen Programmen selten zwei Solisten von gleichrangigem Format zur Verfügung stehen. Hier aber haben wir es mit einem musikalischen Traumpaar zu tun; es genügen wenige Takte der Leclair-Sonate, um das festzustellen. Wie die beiden Instrumente einander umspielen, buchstäblich miteinander tanzen – es ist ein Erlebnis. Wer befürchtet, bei zwei Violinen fehle der Körper (sei’s in Form von Bratsche und Cello, Klavier oder Orchester): Nein, hier würde jedes weitere Instrument nur stören. Diese Kammermusik-Sternstunde möchte man schon fast als eine Klasse für sich bezeichnen. Angesichts der Tatsache, daß die einzige (2013, sehr limitiert) Vinyl-Neuausgabe, die es jemals gab, auch schon vierstellige Beträge erzielt, kann man Testament Records für diese Veröffentlichung kaum dankbar genug sein… (1963/2020)