Rezension
Angesichts einer drei Dekaden umfassenden Diskographie und einer Vielzahl von Kooperationen mag man es kaum glauben, aber dies ist tatsächlich Claire Martins erstes Album in Big Band-bzw. Orchester-Besetzung. Natürlich stellt die ungewohnte Umgebung eine der besten Jazz-Sängerinnen Britanniens nicht vor Probleme – Martin bewegt sich so selbstverständlich wie eh und je innerhalb der Arrangements. Auf die sich näher einzugehen lohnt: Der Posaunist und Komponist Callum Au schuf nämlich ganz wunderbare Settings, trotz eines Aufgebots von über 80 Musikern stets schlank und elegant, was insbesondere bei den Streichern positiv auffällt. Martins nuancierte Vokalkunst (ein heimischer Kritiker schrieb unlängst, sie sänge, als ob sie laut dächte) wird niemals überdeckt, sondern im Gegenteil stets unterstützt. Und so wohlbekannt die elf hier zu hörenden Standards auch sein mögen: Es sind allesamt Versionen, die sich neben dem Besten der goldenen Entertainment-Ära sehr souverän hören lassen können! (2020)