Johann Sebastian Bach

Suiten für Violoncello solo

Weitere Interpreten:  Janos Starker, Violoncello
Label/AN:  Analogue Productions / Mercury, APC3901645
Format:  6 LP 180g, 45 UPM, Quality Records, Box

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Rezension

Über Jahrhunderte wurden Bachs Cellosuiten als reine Übungswerke mißverstanden, durch die man sich als Cellist durchzuquälen hatte. Pablo Casals war bekanntlich derjenige, der das Mammutwerk durch seine legendäre Gesamteinspielung in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts rehabilitierte und seinen ungeheuren musikalischen Reichtum freilegte und den Zyklus damit fest im Cello-Repertoire verankerte. Mit Erscheinen der Vinyl-LP kamen dann auch endlich weitere Aufnahmen auf den Markt. Unter denen der ersten beiden Dekaden (also ca. 1950 bis 1970) genießt die Einspielung des Ungarn Janos Starker einen besonderen Ruf – sie zählt auch über ein halbes Jahrhundert später noch zu den bedeutendsten Statements zum Thema; eine Referenz-Aufnahme, an der sich immer noch alle anderen messen lassen müssen. Es ist fraglos die Sternstunde dieses großen Musikers, der hier buchstäblich und hörbar in die Musik des Thomaskantors eintauchte. Das springt umgehend und mit jeder Note auf den Hörer über: Wie diese Werke über so lange Zeit in solchem Maße fehleingeschätzt werden konnten, wird vollkommen unverständlich – gehören sie doch so offensichtlich zum Ergreifendsten, was jener Vollender des barocken Stils hinterlassen hat. Wenn man nach einem im Wortsinne packenden Hörerlebnis wieder in der Lage ist, rationale Gedanken zu fassen, darf man darüber sinnieren, wie es Bach möglich war, für ein einzelnes Melodieinstrument derart polyphone Musik zu erschaffen… – Der Sonderstatus dieser Aufnahme hat freilich auch etwas mit deren technischer Seite zu tun: Viel besser ist ein Solo-Cello seither nicht auf einem Tonträger festgehalten worden. Der voluminöse, dynamisch nicht unproblematische Klang des Instruments ist hier nachgerade berauschend. Darüber hinaus ist es nicht nur Starkers Cello, das hier in überragender Detailtreue abgebildet wird, sondern auch der Musiker selbst. Man hört, wenn man das will, die Finger- und Bogentechnik – vor allem aber hört man ihn atmen, im Einklang mit Bachs Phrasierung. Das trägt in nicht geringem Maße bei zu dem Sog, dem man hier – der Begriff sei erlaubt – förmlich ausgeliefert ist. Der 45 UPM-Umschnitt sollte diese Wirkung noch einmal nicht unwesentlich verstärken… (1966/2020, Pressung aktuell)