Rezension
Essentiell wäre das Album schon für die alles Irdische transzendierende Aufnahme der „Rückert-Lieder“ mit der wunderbaren britischen Mezzosopranistin Janet Baker, bis heute eine der größten Mahler-Sängerinnen, seit es Tonaufnahmen gibt. Doch auch die Aufnahme der fünften Symphonie zählt immer noch zu den Referenzaufnahmen: Tatsächlich war der als Giovanni Battista Berbirolli geborene Sohn eines italienisch-französischen Einwandererpaares einer der ersten Dirigenten, die sich intensiv mit Mahler befaßten und seine vielen Kollegen als monströs geltenden Symphonien zur Aufführung brachte. Dies ist gewissermaßen ein Vermächtnis, die letzte Mahler-Aufnahme vor Barbirollis Tod im Folgejahr. Eine Aufnahme, in der die Zeit still zu stehen scheint, von einer entrückten Intensität, die an Furtwänglers Beethoven denken läßt. Es gibt fraglos inzwischen viel hochkarätige Konkurrenz mit technisch besseren Orchestern (Chicago, Berlin usw.) – doch die wenigsten erreichen auch nur annähernd diesen Grad an Versenkung in Mahlers Musik. (1969/2021)