Rezension
Mit dieser Aufnahme aus dem Jahre 2000 reihte sich Nikolaus Harnoncourt aus dem Stand in die besten Interpreten der „Neuen Welt“ ein. Nicht durch radikale Andersartigkeit, sondern durch eine faszinierende Kombination aus detailliertester Darstellung der Partitur mit einem immer gegenwärtigen Blick auf das Ganze. Allein in der Diskographie des Concertgebouw-Orchesters finden sich etliche Spitzeneinspielungen, von Willem Mengelberg über Colin Davis und Dorati bis Chailly, doch eine solche Klarheit in der Darstellung (die niemals auf Kosten von Emotionalität oder Dramaturgie geht, ganz im Gegenteil diese sogar unterstützt) wird man in keiner davon finden. Den Ausnahmestatus dieser Dvorak-Interpretation spürt man bereits in der Adagio-Einleitung; der Eindruck wird bis zum Finale niemals nachlassen. Höhepunkt allerdings ist das Largo: Die Intensität, die Harnoncourt hier erreicht, kann man nur als sakral bezeichnen; der eine oder andere Hörer wird sich vielleicht an Herbert von Karajans „Parsifal“-Zwischenspiele erinnert fühlen. Und auch hier sind bei analytischem Hören (was nicht ganz leicht fällt) Details auszumachen, die man noch nie gehört zu haben meint, etwa die Pianissime-Pizzicati in den zweiten Violinen (nach ca. sieben Minuten) – um nur ein konkretes Beispiel zu nennen. Keine Frage, die Karten mußten nach dieser Aufnahme neu gemischt werden. Schön, daß es sie endlich auch auf Vinyl gibt. (2021)