Rezension
Die Verwandtschaft von Jazz und Hip Hop ist altbekannt und hat schon zu etlichen starken Alben geführt, doch die wenigsten entdeckten darin solche Möglichkeiten wie das kanadische Quartett Badbadnotgood, deren Musik von Anfang an weit über das klassische „Street Jazz“-Konzept hinausging. Nach langen fünf Jahren Wartezeit gibt es nun endlich ein neues Album; das sechste, zählt man die 2015er Kooperation mit Ghostface Killah mit. Nach dem Ausstieg von Keyboarder Matthew Tavares haben sich Alexander Sowinski, Chester Hansen und Leland Whitty nun neu orientiert. Die Faszination für Hip Hop ist durchaus noch zu spüren in den Grooves, aber sie liegt nicht mehr an der Oberfläche. Stattdessen hören wir deutliche Anklänge an den elektrischen Miles Davis, an Pharoah Sanders, Sun Ra und den Spiritual Jazz der 70er. Und: Streicherarrangements, die von niemand Geringerem stammen als dem legendären Brasilianer Arthur Verocai! Natürlich machen Badbadnotgood aus diesen Zutaten nichts, was auch nur ansatzweise nostalgisch klänge, sondern erschufen die einerseits subtilste, gleichzeitig aber spannendste und vielleicht auch komplexeste Musik ihrer Diskographie. Was man aber gar nicht so sehr merkt (erst bei genauem Hinhören), denn „Talk Memory“ steckt voller ansprechender Melodien und ansteckender Grooves, wirkt bei allem intellektuellem Anspruch stets sehr organisch. Man darf wohl sagen: Das Warten hat sich gelohnt. (2021)