Rezension
In den Jahren 1966-1968 war der Trompeter einfach zu produktiv – alle paar Monate hatte er ein Album im Kasten, Ausschuß war nicht näherungsweise dabei. Bekanntlich stellte Blue Note etliche dann direkt ins Archiv, um bei den Hörern keine Ermüdungserscheinungen aufkommen zu lassen. Was (nicht nur im Falle Morgans) dann etliche sehr große Platten um ihren Klassikerstatus brachte. Denn als das Label um das Jahr 1980 dann endlich seine gehorteten Schätze zu Tage förderte, war der Jazz bereits zum Spezialistenthema geworden (von einigen Popchart-tauglichen Weichspülern mal abgesehen). Diese 1968er Lee Morgan-Session ist so ein Fall: „Avotcja One“ ist ein grandioser Einstieg (bei dem ein junger Gitarrist namens George Benson brilliert); das folgende „Haeschen“ (heißt wirklich so!) ist eine der schönsten Morgan-Balladen; mit „Dee Lawd“ und „Durem“ läßt er herrlich den Groove von der Leine; „Get Yourself Together“ dagegen repräsentiert Morgans hardboppende bis experimentelle Seite. Mit anderen Worten: Alles da, was ein Klassiker braucht – nur die Veröffentlichungspolitik war fatal…! Hier kommt das Album nun endlich zu längst verdienten HQ-Reissue-Ehren. (1980, rec. 1968/2024)