Langsam hatte sie sich von einer Hoffnung der Country-Welt zu einer echten, originären Großkünstlerin entwickelt: Zehn Jahre vergingen zwischen ihrem Debüt und dem Reifezeugnis und Durchbruchs-Album „I Am Shelby Lynne“. Nun, weitere zehn Jahre später, hat sie die Zügel erstmals ganz in der Hand: „Tears, Lies And Alibis“ ist von ihr selbst produziert und erscheint auf ihrem eigenen Label. Derartige Alleingänge sind – auch bei etablierten Musikern – auch schon schiefgegangen, doch dieses Werk zeigt: Shelby Lynne braucht niemanden mehr, der sie anleitet. An diesem Zehn-Song-Reigen stimmt alles: Das Songwriting, die Reihenfolge, die gesamte Spieldauer; jedes einzelne Arrangement ist ein Muster an Ausgewogenheit. Lynne hat sehr gut aufgepaßt in ihren 20 Jahren Studiotätigkeit: Selten war ein Singer/Songwriter-Album so zu Ende gedacht. Wäre ihr Songwriting nicht so brillant, man würde Shelby Lynne eine zweite Karriere als Produzentin nahelegen… Einziges Manko dieser auch klanglich hervorragenden LP (Mastering: Doug Sax): Lynne kann nun keine bessere Platte mehr machen – nur noch andere. (2010)