Rezension
Nick Waterhouse war nie ein Retro-Act, sondern ist ein zeitgenössischer Singer/Songwriter, der den Doo-Wop, den Soul und den Pop der frühen bis mittleren 60er als sein Idiom wählte. Eine musikalische Sprache, die aus einer unschuldigeren und authentischeren Zeit stammt, und die heute zu verwenden natürlich nicht mehr authentisch sein kann, was eine der vielen Auslegungsmöglichkeiten für den Albumtitel ist. Eine andere ist das Talent der Menschen, sich selbst etwas vorzumachen, ein Leben zu leben, das man für echt hält, das aber nur aus Gewohnheiten und Konventionen besteht. Ein solches Gefühl hatte Waterhouse nach der – sehr erfolgreichen – letzten Tour, weswegen er die Koffer packte und von San Francisco nach Frankreich übersiedelte. Auf „The Fooler“ streift er nun ein letztes Mal durch seine alte Heimat, in scharfsichtigen, aber auch melancholischen, ja traurigen Liedern, die vielleicht seine besten bislang sind. Und für die er sich abermals aus dem Fundus der Vergangenheit bedient, mal bei den Everlys, mal bei Bacharach, hier bei Stax, dort bei Motown, und damit eine Sprache findet, die vielleicht authentisch ist und vielleicht auch nicht, die aber auf jeden Fall einzigartig ist. (2023)