Rezension
Man erschrickt fast, wenn Brian Eno nach den ersten sechs Minuten (von 21) des Titelsongs seine Stimme erhebt – man hatte in dieser Ambient-Meditation über das Titanic-Unglück nicht mit menschlichen Lauten gerechnet. Doch sie fügt sich sofort perfekt ein, diese Stimme, die sich beeindruckenderweise bis zum tiefen C hinabsenkt. Sie singt eine ganz einfache, sich stetig wiederholende Melodie; die Atmosphäre, die sie verbreitet, ist die eine Klosters (ob eines hiesigen oder eines fernöstlichen bleibt der Fantasie des Hörers überlassen). In seiner Wirkung dürfte dies eines der stärksten Eno-Werke der letzten Dekaden sein… Die dreisätzige Suite „Fickle Sun“ auf der Rückseite allerdings steht dahinter nicht zurück: Ein zutiefst beunruhigendes Stück über eine weitere, weit schlimmere (aber genauso auf Hybris basierende) Menschheits-Katastrophe, den Ersten Weltkrieg. Sie endet überraschend: Mit einer Coverversion des Velvet Underground-Songs „I’m Set Free“, als so sanfter wie eindrücklicher Kommentar zum Vorangegangenen. Ein bemerkenswert starkes Album. – Neuausgabe anläßlich Enos aktueller Europa-Tour, gepreßt auf „coke bottle clear vinyl“ (2016/2023)