Rezension
Nicht irgendein Sampler, sondern ein Stück Jazzgeschichte: Unter dem Titel “The Sound Of Jazz” wurde am 8. Dezember 1957 eine Fernsehsendung erstmals ausgestrahlt, die längst zu den bedeutendsten Bild- und Tondokumenten des Jazz zählt. Denn sie wurde nicht aus Archivaufnahmen zusammengestellt; die Musiker fanden sich im Columbia-Studio in der 30th Street ein und wurden sozusagen bei der Arbeit gefilmt. Und was für Musiker! Da es um die Geschichte des Jazz ebenso wie um die Gegenwart ging, finden sich hier unglaubliche Besetzungen: Die Henry “Red” Allen Allstars (mit u.a. Pee Wee Russell und Coleman Hawkins!) repräsentieren den New Orleans-Stil; für eine Nummer kam Lady Day in Person und hatte neben Hawkins auch noch Lester Young und Ben Webster in der Band (außerdem Mal Waldron und Jo Jones) – gibt es überhaupt eine andere Aufnahme aus der HiFi-Ära, die diese drei ursprünglichen Saxophongiganten vereint? Um den Swing kümmert sich Count Basie, ebenfalls mit einer für das Ereignis zusammengestellten Sonderbesetzung aus u.a. Young, Hawkins, Harry Carney, Roy Eldridge, Jo Jones und Freddie Green; die Moderne schließlich wird vom Jimmy Giuffre-Trio (mit Jim Hall und Jim Atlas) vertreten. Giuffre nahm auch mit Pee Wee Russell, Jo Jones und Gitarrist Danny Baker an einer spontanen Blues-Session teil. Vielleicht der unwahrscheinlichste, aber auch der charmanteste Track des Albums! Da man um die geschichtliche Bedeutung dieser Sessions wußte, gab man sich offenbar größte Mühe bei der technischen Seite: Bilderbuch-Mono, warm, voll und verblüffend detailliert. Vor einigen Jahren schon einmal von Pure Pleasure wiederveröffentlicht; nun nahm sich Ryan Smith (Sterling Sound) der Sache noch einmal für Analogue Productions an, mit erwartungsgemäß erstklassigem Ergebnis. Und das schwere Tip-On-Cover stellt auch das schönste Original in den Schatten! (1958/2017, Pressung aktuell)