Rezension

Seit vor über 40 Jahren das ECM-Album „Tabula Rasa“ erschien und den zurückhaltenden estnischen Komponisten unversehens zum Star der zeitgenössischen Musik machte, ist die Faszination für dessen Werk ungebrochen – auch dieses 2023 zunächst nur auf CD veröffentlichte Album sorgte wieder international für Euphorie. Dabei finden sich eigentlich kaum so offensichtlich ansprechende Werke wie weiland etwa „Fratres“; der Fokus liegt auf jüngeren, bislang wenig bekannten Kompositionen. Doch schon die Titelgebende Chor-Miniatur „Littlemore Tractus“ (2001) berührt unmittelbar. Eine große Entdeckung ist der instrumentale Werkzyklus „Greater Antiphons“ (2015), einmal mehr auch eine Glanzleistung des Tallinner Kammerorchesters unter Tönu Kaljuste. Der größte Moment dieser Entdeckungsreise durch Pärts Spätwerk ist aber vermutlich „L’Abbé Agathon“, eines der raren Werke Pärts für nur eine Gesangssolistin (plus je vier Bratschen und Celli), überirdisch schön gesungen von der außerhalb Estlands so gut wie unbekannten Sopranistin Maria Listra. Allein für diese 13 Minuten muß man dieses Album eigentlich besitzen… (2025)