Die Kombination urtümlich tribalistischer und elektronischer Musik ist heute Alltag unter Avantgardisten, aber 1977 war das noch nicht so, und tatsächlich ist dieses Album des US-Trompeters Jon Hassell, Eastman-Absolvent, anschließend für zwei Jahre Stockhausen-Schüler in Köln und später u.a. Brian Eno-Kollaborateur, wohl der Anfang. Aufgenommen wurde es im Studio für elektronische Musik der Universität von Toronto. Ein fürwahr visionäres Werk, auf dem Hassells elektronisch vervielfältigte Trompeten-Linien durch einen unheimlichen Wald aus rudimentärer Percussion (Naná Vasconcelos und David Rosenboom) spuken. „Fourth World“ nannte Hassell sein Konzept damals, denn in den bekannten „Welten“ des Planeten Erde gab es damals nichts Vergleichbares. Tatsächlich klingt dieses Album, endlich und erstmals seit der Originalpressung wieder auf Vinyl aufgelegt, nach über vier Dekaden und trotz allen Nachfolgern, die Hassells Ideen aufgriffen und weiterentwickelten, immer noch nach buchstäblich neuer Musik. Mind-blowing. (1977/2020)